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Niederlassen in Australien: Das ist zu beachten.
Australien als ehemalige britische Kolonie ist eines der wichtigsten Länder für den Abbau und Export von Rohstoffen und Bodenschätzen. Das BIP von 1,4 Billionen USD ist zu vergleichen mit dem von Brasilien, wobei Australien mit 25,8 Millionen nur knapp ein Zehntel der Einwohner hat. Dies verdeutlicht die unheimlich große Produktivität, Kaufkraft und Attraktivität von Australien als Wirtschaftsstandort. Wenn man an dieser Wirtschaft teilnehmen will, ist die Gründung einer neuen oder das Aufkaufen einer bestehenden Gesellschaft sehr zu empfehlen.
Welche Einreisebeschränkungen bestehen für Australien?
Für die Einreise nach Australien als EU-Bürger braucht man stets ein Visum. Falls eine Geschäftsreise geplant ist, kann ein Visum für bis zu 3 Monaten online beantragt werden und die Kosten belaufen sich lediglich auf 15,00 € pro Person. Sollen jedoch Arbeitnehmer nach Australien entsendet werden, bedarf es ein spezifisches Arbeitsvisum. Dieses kann ebenfalls bis zu 3 Monaten gelten und innerhalb von 6 Wochen beantragt werden. Falls längere Aufenthalte beabsichtigt sind, bedarf es ein anderes Visum, welches bis zu 5 Jahre gilt. Hierbei ist die Vorlaufszeit jedoch bis zu 3 Monate.
Welche Gesellschaftsformen stehen zur Auswahl?
Ausländische Investoren können auf verschiedenen Wegen Fuß in Australien fassen. Unter anderem kommen in Betracht:
- Handelsvertreter, der für Sie in Australien Verkäufe tätigt
- Vertriebshändler, der auf eigenem Risiko und Kosten für Sie handelt
- Zweigniederlassung, welche haftungstechnisch zur Hauptniederlassung gehört
- Tochtergesellschaft, die eine eigeneständige Gesellschaft darstellt
Wenn eine Gesellschaft gegründet werden soll, dann gibt es wie in Deutschland Personen- und Kapitalgesellschaften. Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile.
In Australien gibt es insbesondere folgende Gesellschaftsformen:
- Proprietary Company (vergleichbar mit einer GmbH): Geeignet für Unternehmen mit < 50 Gesellschaftern. Ein Mindestkapital ist nicht erforderlich. Kann innerhalb weniger Tage gegründet werden
- Aktiengesellschaft: Geeignet für große Unternehmen. Ein Mindestkapital ist erforderlich.
- Partnership: Geeignet für kleine Unternehmen oder Solo-Selbständige. Hier gibt es keine Haftungsbeschränkung.
Welche ist für meine Unternehmung am besten geeignet?
Je nachdem, welchen Tätigkeiten die ausländische Gesellschaft nachgeht, die Höhe des Umsatzes, die Anzahl der Gesellschafter und die Höhe des Haftungsrisikos, ist eine andere Niederlassungsform zu empfehlen.
Zweigniederlassung: Diese ist besonders dann zu empfehlen, wenn man sich nicht sicher ist, ob der australische Markt für das eigene Unternehmen vorteilhaft ist oder nicht, denn eine Zweigniederlassung muss lediglich bei der ASIC angemeldet werden und kann anschließend zügig aufgelöst werden. Ein Nachteil an solch einer Niederlassung ist die uneingeschränkte Haftung der Hauptniederlassung, da die Zweigniederlassung rechtlich zur Hauptniederlassung gehört.
Handelsvertreter: Ein Handelsvertreter ist vor allem dann zu empfehlen, wenn keiner der Arbeitnehmer nach Australien entsendet werden soll und lediglich Produkte verkauft werden. Mit einem Handelsvertreter kann ein Mindestpreis vereinbart werden und ein gesetzlicher Anspruch auf Abfindung besteht ebenfalls nicht. Auch hier besteht aber das Problem der Haftung. Der Handelsvertreter tritt in Ihrem Namen auf, womit Sie als Vertragspartner im schlimmsten Fall haften.
Vertriebshändler: Im Vergleich zum Handelsvertreter handelt der Vertriebshändler auf eigenen Kosten und Risiko, womit das Haftungsrisiko minimiert ist. Nachteilig ist jedoch nur, dass ein Mindestpreis nicht vereinbart werden darf. Auch kann es in bestimmten Fällen dazu kommen, dass etwaige Markenrechte auf den Vertriebshändler übergehen.
Tochtergesellschaft: Eine Tochtergesellschaft kann in den oben genannten Formen gegründet werden. Je nach Gesellschaftsform ist die Gründung mit mehr oder weniger Voraussetzungen verbunden. Vorteilhaft ist hier eindeutig die rechtliche Selbstständigkeit zur Hauptniederlassung /Muttergesellschaft. Nachteilig ist jedoch, dass die Gründung einer solchen Gesellschaft meist mit erheblichen Kosten verbunden ist und einen Geschäftsführer bedarf, der seinen Wohnsitz in Australien hat. Einer australische Staatsbürgerschaft bedarf es aber nicht. Auch sind australische Geschäftsführer aufgrund des großen Haftungsrisikos schwer zu finden und meist mit hohen Kosten verbunden.
Was ist bei der Gründung zu beachten?
Wenn eine Gesellschaft in Australien gegründet werden soll, ist zu beachten, dass das australische Recht in gewissen Punkten im Vergleich zum deutschen Recht anders gelagert ist. So kann der Geschäftsführer in gewissen Konstellationen mit seinem privaten Vermögen persönlich haften. Auch ist zu beachten, dass Verbrauchschutzvorschriften auch für B2B Geschäfte gelten, solang die Transaktion einen Wert von AUS 40.000,00 nicht überschreitet.
Ebenfalls sind etwaige deutsche allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) nicht ohne weiteres anwendbar. Es sollten also stets separate, auf den australischen Markt angepasste, AGB gefasst werden. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Niederlassung in Australien sind die Geschäftsräume. In Australien sind Mietverträge meist vermieterfreundlich gestaltet. Sollten Sie also zu einer persönlichen Bürgschaft aufgefordert werden, schlagen Sie anstelle dessen eine Bankgarantie als Sicherheit vor. So kann das Risiko einer persönlichen Haftung verringert werden.
Wird angestrebt, australische Arbeitnehmer anzustellen, so muss beachtet werden, dass eine Höchstarbeitszeit von nicht mehr als 38 Stunden pro Woche vereinbart werden darf. Weiterhin entfällt der Jahresurlaub nicht mit Ablauf des Jahres, sondern er kann unbegrenzt auf das nächste Jahr übertragen werden. Weitere Unterschiede müssen stets im Einzelfäll erörtert werden.
Welche Kosten entstehen voraussichtlich?
Der Ablauf einer Firmengründung ist in vielen Fällen äußerst kurzweilig und besteht aus wenigen Schritten:
- Festsetzen eines Namens für das Unternehmen (je nach Gesellschaftsform muss ein Namenszusatz enthalten sein [Bsp. XY Pty Ltd])
- Registrierung bei ASIC
- Antrag beim Austrailan Taxation Office
- Einrichtung eines Bankkontos
- Registrierung für Mehrwertsteuer (GST) und Pay As You Go Tax (PAYG)
Die Gründung an sich kostet regelmäßig weniger als 1.000 AUD $ (ca. 700,00 €) hinzukommen dann noch etwaige Beratungsgebühren, diese sind abhängig von dem jeweiligen Berater und dem spezifischen Zeitaufwand. Wird noch eine Geschäftsimmobilie gemietet, so fallen etwa 9 – 20 AUD $ /m2 (je nach Lage und Größe) an Kosten an. Sollte dagegen eine Immobile erworben werden, müssen zzgl. zum Kaufpreis noch etwaige Steuern und Maklergebühren hinzugerechnet werden.
Fazit:
Australien als starke Wirtschaftsmacht und mit einer hohen Kauf-/Konsumbereitschaft ist ein idealer Markt für ausländische Unternehmen. Auch wenn es die ein oder andere Herausforderung für die Niederlassung in Australien gibt, ist es dennoch ein lukrativer Markt, um Produkte und Dienstleistungen zu vertreiben. Auch als ausländischer Investor hat man aufgrund der Mannigfaltigkeit der Handlungsformen die Möglichkeit, immer das geeignete Mittel zum Zweck auszuwählen, um seine Ziele schnell und einfach zu verwirklichen.
Settling in Australia: What to consider.
Australia as a former British colony is one of the most important countries for the mining and export of raw materials and mineral resources. The GDP of 1.4 trillion USD is to be compared with that of Brazil, whereby Australia with 25.8 million has only scarcely one tenth of the inhabitants. This illustrates the incredibly high productivity, purchasing power and attractiveness of Australia as a business location. If one wants to participate in this economy, the foundation of a new company or the purchase of an existing one is highly recommended.
What are the entry restrictions for Australia?
To enter Australia as an EU citizen you always need a visa. If a business trip is planned, a visa for up to 3 months can be applied for online and the cost is only 15€ per person. However, if employees are to be sent to Australia, a specific work visa is required, which is also valid for up to 3 months and can be applied for within 6 weeks. If longer stays are intended, another visa is required, which is valid for up to 5 years. In this case, however, the lead time is up to 3 months.
Which company forms are available?
Foreign investors can gain a foothold in Australia in various ways. Among others, the following come into consideration:
- Sales agent, who makes sales for you in Australia
- Distributor, who acts for you at his own risk and expense
- Branch office, which is part of the head office in terms of liability.
- Subsidiary, which is a separate company.
If a company is to be founded, then there are partnerships and corporations, as in Germany. Both forms have their advantages and disadvantages.
In Australia there are following company forms:
- Proprietary Company (comparable to a GmbH or LLC), suitable for companies with < 50 shareholders. No minimum capital is required. Can be formed within a few days.
- Joint stock company, suitable for large companies and a minimum capital is required.
- Partnership, suitable for small business or solo self-employed, here there is no limitation of liability.
Which one is best for my business?
Depending on the activities of the foreign company, the amount of turnover, the number of partners and the level of liability risk, a different form of establishment is recommended.
Branch office: This is especially recommended if you are not sure whether the Australian market is advantageous for your company or not, because a branch office only has to be registered with ASIC and can be dissolved quickly afterwards. One disadvantage to such a branch is the unlimited liability of the main branch, as the branch is legally part of the main branch.
Commercial agent: A commercial agent is recommended especially if none of the employees are to be sent to Australia and only products are to be sold. A minimum price can be agreed with a commercial agent and there is also no legal right to severance pay. However, there is also the problem of liability. The commercial agent acts on your behalf, and you are liable as a contractual partner in the worst case.
Distributor: Compared to the commercial agent, the distributor acts at his own expense and risk, which minimizes the liability risk. The only disadvantage is that a minimum price may not be agreed. Also, in certain cases, any trademark rights may be transferred to the distributor.
Subsidiary: A subsidiary can be founded in the above-mentioned forms. Depending on the form of company, the formation is associated with more or fewer requirements. The advantage here is clearly the legal independence from the main branch/parent company. The disadvantage, however, is that the formation of such a company is usually associated with considerable costs and requires a managing director who is resident in Australia. However, Australian citizenship is not required. Australian managing directors are also difficult to find due to the large liability risk and are usually associated with high costs.
What needs to be considered when incorporating?
If a company is to be founded in Australia, it should be noted that Australian law differs in certain respects from German law. For example, in certain constellations the managing director can be personally liable with his private assets. It should also be noted that consumer protection regulations also apply to B2B transactions as long as the transaction does not exceed a value of AUS 40,000.00.
Likewise, any German general terms and conditions (GTC) are not readily applicable. Separate general terms and conditions adapted to the Australian market should therefore always be drawn up. Another important point for the establishment in Australia is the business premises. In Australia, rental agreements are usually designed to be landlord friendly. So if you are asked to provide a personal guarantee, suggest a bank guarantee as security instead. This can reduce the risk of personal liability.
If you intend to hire Australian employees, please note that a maximum working time of no more than 38 hours per week may be agreed upon. Furthermore, annual leave does not cease at the end of the year but can be carried over to the next year without limitation. Other differences must always be discussed on a case-by-case basis.
What costs are likely to arise?
The process of setting up a company is in many cases extremely short and consists of only a few steps:
- Determining a name for the company (depending on the company form, a name suffix must be included [Ex. XY Pty Ltd])
- Registration with ASIC
- Application to the Austrailan Taxation Office
- Establishment of a bank account
- Registration for Value Added Tax (GST) and Pay As You Go Tax (PAYG)
The incorporation itself regularly costs less than AUD $ 1000 (approx. € 700). In addition, there are consulting fees, which depend on the respective consultant and the specific time required. If a business property is rented, the costs are about AUD $ 9 – 20 /m2 (depending on location and size). If, on the other hand, a property is purchased, any taxes and brokerage fees must be added to the purchase price.
Conclusion:
Australia as a strong economic power and with a high willingness to buy/consume is an ideal market for foreign companies, even if there are some challenges for the establishment in Australia, it is still a lucrative market to sell products and services. Also, as a foreign investor, due to the diversity of forms of action, you always can choose the appropriate means to the end to achieve your goals quickly and easily.
Dr. Bettina Schacht
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Erbrecht
Fachanwältin für Handels- und Gesellschaftsrecht
Zert. Testamentsvollstreckerin
Mediatorin